Donnerstag, 12. September 2013

Tierversuche und die abstrakte Revolution

Tierversuche sind schrecklich. Wer das nicht glaubt, sollte das Thema einfach mal googlen. Ein Diskussionspunkt ist natürlich die Frage, wie notwendig diese sind. Auf der Peta-Website habe ich einen wunderbaren Einleitungssatz gelesen, der die Fehler der Befürworter herauskristallisiert. Er ist von einem sogenannten Professor Charles R. Magel:

“Fragen Sie die Experimentatoren, warum Sie Versuche an Tieren machen und die Antwort ist: Weil Tiere wie wir sind. Fragen Sie die Experimentatoren, warum es moralisch vertretbar ist, Tierversuche durchzuführen und die Antwort ist: Weil die Tiere nicht wie wir sind. Der Tierversuch ist ein logischer Widerspruch in sich."

Stelle ich mir jedoch vor, dass meine Mutter an Krebs/Aids/was auch immer erkrankt und ein Heilmittel nur durch Tierversuche gefunden werden kann...Dann ist das ein Worst-Case Szenario. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Statistik, so nützlich und fortschrittlich sie auch sein mag, ist eine Art Abstraktion. Wir lernen es, damit umzugehen und diese auszublenden. Würden wir das Leid auf der Erde, dass erstens so anschaulich in Zahlen verpackt - und zweitens so leicht vermittelt wird, wirklich wahrnehmen und realisieren, dann hätten wir nicht mehr viel Lebensfreude.
Ein Beispiel: Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind, weil es nichts zu essen hat. Kann einem schon den Tag versauen, wenn man wirklich darüber nachdenkt.
Das Problem an der Statistik und der damit einhergehenden Abstraktion sind die Reaktionen. Man muss hier, wie so oft im Leben, ein Mittelmaß finden. Das bedeutet, dass man vorzugsweise nicht mit Depressionen, aber eben sowenig mit Gleichgültigkeit und Akzeptanz reagieren sollte.
Eine Handlung als Reaktion wäre wohl das wünschenswerteste.
Mit Stammtischparolen wie „Die da oben […]“ , „Es ändert nichts, wenn ich allein […]“ , oder: „Wenn man mich einen Tag in den Bundestag setzen würde, dann […]“ setze ich mich hier nicht auseinander. Jeder, der ernsthaft darüber nachdenkt, was er da verbal von sich gibt, findet selbst passende Antworten darauf.
Wie sollte man also reagieren? Die Industrie (so etwas zu schreiben fühlt sich zugegebenermaßen auch ein wenig nach Stammtisch an) richtet sich nach den Verbrauchern. Sie ist von uns abhängig, mehr als wir es von ihr sind. Der Stammtisch sagt: „Da hängen Arbeitsplätze dran!“. Die Vernunft sagt: „Die werden umverteilt, wenn die Verbraucher das wollen.“ Wenn man sich um seinen genetischen Fingerabdruck sorgt, dann wird man kein Iphone S5 kaufen. So einfach ist das. Ich glaube, dass die Industrie sich nichts schlimmeres vorstellen kann, als Bürger, die bewusst einkaufen. Man muss keine Zeitungspresse anzünden, es reicht, wenn man sie einfach Boykottiert. Wobei das Blatt, welches ich nun BILDlich im Kopf habe, sich nicht mehr Zeitung nennen darf. Die wünschenswerte Reaktion wäre also die Tat, dass man bewusst einkauft. Wenn Heineken Hundekämpfe als Werbemaßnahme veranstaltet, dann sollte diese fruchten: Boykott. Wenn Nestlé seit Jahren für die Trinkwasserprivatisierung wettert, dann sollte man reagieren: Boykott.
Engagierte Organisationen wie die PETA machen es einem dabei um einiges leichter. Jedes Jahr wird auf deren Website eine Liste mit Herstellern veröffentlicht, die sich bewusst gegen Tierversuche aussprechen. Wem es zu anstrengend ist, sich damit zu beschäftigen, kann einfach bei dm die Alverde -Reihe kaufen. Die Marke ist dieses Jahr komischerweise nicht mehr aufgeführt, besitzt aber bei den meisten Artikeln ein „Vegan“ Logo, welches garantiert, dass die Produkte nicht an Tieren getestet wurden und ohne tierische Inhaltsstoffe hergestellt wurden. Die schlechte Nachricht: Das Haarwax und – Spray sind nicht empfehlenswert, ich habe es heute getestet. Sobald ich eine gute Alternative gefunden habe, werde ich sie hier aber veröffentlichen. Shampoo, Waschlotionen, Cremes usw. sind aber definitiv klasse. Außerdem sind sie nicht teurer, oft sogar günstiger, als reguläre Produkte.
Es war noch nie so einfach, ein Statement zu setzen und selten so leicht, eine feste Position zu beziehen. Hier geht es nicht um Tiere, die eventuell die Menschheit retten, indem sie leiden (wobei ich nicht denke, dass das möglich ist!) , sondern um Kosmetikprodukte. Das Ziel sollte es sein, nicht mehr gestylte Haare mit der „Dreiwettertaft“-Haarspraydose zu Assoziieren, sondern festgeschnallte Katzen mit blutenden Augen. Abstraktion ist oft notwendig, aber Reaktionen sollten trotzdem Rational sein. Wer nicht weiß, was ich meine, sollte einfach mal „Tierversuch“ googeln.

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